Es gibt unzählige wirklich gute Listen im Netz, in welchen
die vielen Vorteile des Minimalismus aufgezeigt werden: Mehr Platz, mehr Geld,
mehr Zeit, mehr Freiheit – weniger Unnötiges, weniger Schulden, weniger Stress,
weniger Verpflichtungen/Grenzen.
Jemand, der sich mit Minimalismus noch nie beschäftig hat
wird sich fragen: Wozu das Ganze?
Is‘ ja schön hat man mehr Platz – aber wozu der Platz wenn
man praktisch nix mehr hat?
Is‘ ja schön hat man mehr Kohle – aber wozu, wenn man sich
dafür ja eh nix mehr kaufen will?
Is‘ ja schön hat man mehr Zeit – aber ist einem da nicht
plötzlich langweilig – was macht man denn da mit der ganzen Zeit?
Ausserdem hat das Wort Minimalismus für den
Durchschnittlichen nicht-Minimalisten doch eher so einen Hauch von was
Negativem an sich…
Als wir mit dem Minimalismus angefangen haben (ja, ich habe
tatsächlich erstmal meinem Mann gefragt, was er davon hält und ob er damit
einverstanden ist - inzwischen musste
ich feststellen, dass der Minimalismus meinem Mann sogar noch fast mehr liegt
als mir), hatten wir erstmal das Gefühl, die Mehrheit der Personen in unserem
Umfeld würde bloss den Kopf schütteln und könne gar nix mit Minimalismus
anfangen. HUAH! Weit gefehlt – fast ausnahmslos alle finden – „ja genau, das
sollte ich auch machen“ – oder aber geben sogar bekannt – „ja, das mache ich auch so“.
Und zwar nicht etwa bloss die „Jungen“. Nö. Auch die bereits etwas älteren
Semester… Hätte ich also nicht gedacht! Doch es ist eine Tatsache wie bei so vielen
Dingen: ich komme bei allem immer irgendwie hintendrein - wenn ich was für Neu halte ist’s in
Wirklichkeit schon ein alter Hut.
Aber wisst Ihr was? Ich finde das toll! Toll dass es
anscheinend so einen Sinneswandel gibt – nicht nur bei mir. Gleichzeitig finde
ich es aber auch traurig und beschämend, den Minimalismus als so etwas
Positives in unserem Leben entdeckt zu haben und es als etwas Tolles anzusehen
– wo es doch so viele unzählige Menschen auf der Welt gibt, welche sich nicht
frei für oder gegen den Minimalismus entscheiden können.
Aber trotzdem: Ich bin froh den Minimalismus für mich
entdeckt zu haben. Es gibt mir nämlich neben all den Dingen, die ich zu Beginn
des Posts erwähnt habe noch folgendes:
Dank dem Minimalismus
beschäftige ich mich eingehend mit mir selbst. Ich erkenne für mich, was für
mich wichtig und bedeutungsvoll ist und was nicht. Minimalismus verändert mich
selbst als Person – und zwar zum Guten, zu mehr – viel, viel mehr
Zufriedenheit. Der Minimalismus hat sozusagen nicht nur äusserlich seine Wirkung sondern auch innerlich. Das ist mein Reichtum als Minimalistin.
Es ist, als ob man
endlich durch das Abstreifen all der unnötigen Dinge - von denen man glaubte dass
sie einen ausmachen/definieren - endlich erkennt, wer man den nun tatsächlich ist.
Das kann man nicht von heute auf morgen (also ich kann das
nicht, was nicht heissen soll dass das bei anderen nicht funktionieren könnte)
– es ist ein Prozess.
Dass ich mich verändert habe fällt mir zum Beispiel in Situationen auf, in denen ich nach einer
Entscheidung gefragt werde. Früher war ich oftmals unentschlossen und habe im
Zweifelsfall mit „ja“ geantwortet – weil ich bei einem „nein“ ja etwas hätte
verpassen können. Heute höre ich mich selbst öfter „nein, danke“ sagen – voller
Überzeugung – und dabei weiss ich sogar genau, warum meine Antwort ein „nein“
oder eben ein „ja“ ist.
Etwas weiteres Gutes hat das Ganze auch noch: Ich muss
seither viel weniger Gänseblümchen verunstalten :-):
Was ist Euer "wahrer" Reichtum?
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