Dieses Gefühl,
die Kinder „alleine“ zu Hause zurückgelassen zu haben. Die armen Kinder, welche
zuhause gerade mit dem Babysitter eine Riesengaudi haben. Erst auf dem Sofa
Rumhüpfen. Dann einen Film vor dem ins Bett gehen schauen dürfen (inkl. Popcornessen
& herumkrümeln, versteht sich ja von selbst, ne?). Und noch eine
Kissenschlacht im elterlichen Schlafzimmer veranstalten bevor sie sich die
Zähne putzen (oder noch lieber: Kissenschlacht während dem Zähneputzen).
Tja. Dabei hat man die traute Zweisamkeit redlich verdient.
Elternsein ist sehr anspruchsvoll. Es werden einem bei der Wahrnehmung dieser
heiklen Aufgabe eine Menge Zusatzqualifikationen abverlangt:
Wenn die Kinder noch etwas kleiner sind und man Ihnen noch
so manches nicht wirklich erklären kann (man kann zwar schon aber es nutzt
nicht viel) – also im sogenannten Trotzalter - sind die Qualifikationen eines Mafiabosses von für alle
offensichtlichem Vorteil: Wenn man das liebe Kind nicht durch Erklärungen dazu
bewegen kann jetzt endlich das zu tun was es denn soll – mit Erpressungen wie „Wenn
du jetzt nicht vorwärts machst, lass ich Dich allein zu Hause!“ oder wenn Du
keinen Hunger mehr auf Gemüse hast – tja, dann muss ich wohl in den sauren
Apfel beissen und mein UND DEIN Dessert
aufessen…ist ja sonst schade drum…“ oder „Wenn ihr jetzt nicht sofort zu
streiten aufhört schmeiss ich Euch hier und jetzt aus dem Auto raus..!“. Diese
Qualität à la Mafiaboss kann bis ins hohe Teeniealter von überaus grossem
Nutzen erweisen.
Qualitäten als Animateur
sind auch ständig gefragt. Ich finde ja, dass Kinder sich durchaus einfach mal
langweilen dürfen. Schliesslich haben sie als Erwachsene auch nicht ständig
einen Animateur zur Hand der sie zu sinnvollen, gesunden Freizeitbeschäftigungen
drängt. Wenn es aber das x-te mal nervtötend aus dem Kinderzimmer trötet „Mamaaaa-aa
– mir ist so laaa-angweeei-ilii-ig!“ – dann wird wohl ausnahmslos bei jedem das
verborgene Talent als Animateur hervorgerufen – ne? Ausserdem: Ich organisiert
ja dann wenigstens ein Programm, das auch einem selbst zusagt. Man darf da die
Kids gar nicht nach ihrer Meinung fragen. Man muss sie einfach zwingen. Die
Erfahrung zeigt: Erst wird genörgelt, weil man so ein doofes Programm mitmachen
soll – dann wird genörgelt weil das Programm schon zu Ende ist. Diese Kinderlogik ist ein immer wieder aufs
Neu faszinierendes Phänomen.
Auch Qualitäten eines Krisenmanagers
sind unabdingbar. Für die Kinder, wenn sie noch klein und süss sind und auch
nur so kleine Problemchen haben wie ein Eis das zu Boden fällt, eine Sandburg
die vom jähzornigen etwas grösseren Kevin* vernichtet worden ist, oder der
schramme am Knie. (Nicht zu vergessen die allabendlichen Krisen, welche sich immer
erst einstellen wenn das Kind quasi schon im Bett liegt.) Für einen selbst
braucht man die Krisenmanagerqualitäten aber auch: Wenn man gerade eine Phase
mit ziemlich wenig Schlaf durchmacht. Oder wenn die Kinder ein Alter erreicht
haben in dem die „Problemchen“ nix mehr mit schmelzendem Eis und Sandburgen zu
tun haben.
Dann natürlich die Aufgaben als Sanitäter, die da so Anfallen. Inklusive rasantem Fahrdienst in die
Notaufnahme. Gab`s bei uns mal ganze drei Mal innerhalb von zwei Wochen. Mit
meinem Sohnemann. Wenn man das mit den Notfällen zeitlich so konzentriert, hat
das durchaus auch seine Vorteile: Man braucht keine lästigen Formulare mehr
auszufüllen, weil man ja ein bekannter Gast ist…
Oh. Und dann sind da noch die Qualitäten als Koch eines fünf Sterne Restaurants,
welcher jeden Tag mindestens 5 verschiedenen Menüs (und Desserts) im Petto hat.
Alle gleichzeitig natürlich. Von wegen richtige Ernährung ist eine Frage der
Erziehung. Ich habe drei Kinder und alle mögen was ganz anderes am liebsten.
War ja klar.
Oh. Es gibt da noch so viel mehr an Qualifikationen, die es
benötigt um solch winzige Menschlein gross zu kriegen.
Aber zurück zum Candlelight-Dinner. Falls Ihr das demnächst
mal vorhaben solltet um zu relaxen:
Kein schlechtes Gewissen wegen den Kindern „allein“ zu Hause.
Mein Mann und ich haben uns sogar ein ganzes Wellness Weekend gegönnt. Ohne
schlechtes Gewissen. Das waren unsere Glücksmomente pur diese Woche. Zu
schlemmen ohne ein „das mag ich aber nicht“. Wahnsinn dass so was Banales so
schön sein kann.
Ausserdem wollten die Schwiegereltern ja unbedingt die
Kinder bei sich zu Besuch haben. Und mein Mann hat einen Gutschein für Wellness
inkl. Dinner für zwei vom Chef geschenkt bekommen – an dem wunderbaren Ort an
dem wir geheiratet haben. Da konnten wir ja wohl nicht anders – ne?
Wir haben es genossen!
Warum auch nicht?
*Name aus Datenschutzgründen geändert.
Quelle der Fotos: Die Fotos stammen nicht von mir, sondern von unserem damaligen Hochzeitsfotografen.
Quelle der Fotos: Die Fotos stammen nicht von mir, sondern von unserem damaligen Hochzeitsfotografen.
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