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Mittwoch, 18. Februar 2015

Glücksmomente der Woche: Traute Fünfsamkeit – oder welche Qualifikationen man als Eltern so mit sich bringen muss

Wenn ihr bereits Eltern seid, kennt Ihr das: Man sehnt sich nach einem Abendessen Wochenende in trauter Zweisamkeit mit seinem lieben Ehegatten / seiner lieben Ehefrau. Allerdings spätestens beim verabschieden des Babysitters mitsamt Kinderschar vor der Haustüre – oder aber allerspätestens beim Anheben der Gabel zum lang ersehnten Genuss der edlen Vorspeise des 5-gängigen Candlelight Abenddinners das noch vor Euch liegt (Ja! Endlich KEINE Spaghetti mit Tomatensauce, Pfannkuchen oder Würstchen mit Ketchup!) -  steigt dieses Gefühl in Euch auf.

Dieses Gefühl, die Kinder „alleine“ zu Hause zurückgelassen zu haben. Die armen Kinder, welche zuhause gerade mit dem Babysitter eine Riesengaudi haben. Erst auf dem Sofa Rumhüpfen. Dann einen Film vor dem ins Bett gehen schauen dürfen (inkl. Popcornessen & herumkrümeln, versteht sich ja von selbst, ne?). Und noch eine Kissenschlacht im elterlichen Schlafzimmer veranstalten bevor sie sich die Zähne putzen (oder noch lieber: Kissenschlacht während dem Zähneputzen). 





Tja. Dabei hat man die traute Zweisamkeit redlich verdient. Elternsein ist sehr anspruchsvoll. Es werden einem bei der Wahrnehmung dieser heiklen Aufgabe eine Menge Zusatzqualifikationen abverlangt:

Wenn die Kinder noch etwas kleiner sind und man Ihnen noch so manches nicht wirklich erklären kann (man kann zwar schon aber es nutzt nicht viel) – also im sogenannten Trotzalter - sind die Qualifikationen eines Mafiabosses von für alle offensichtlichem Vorteil: Wenn man das liebe Kind nicht durch Erklärungen dazu bewegen kann jetzt endlich das zu tun was es denn soll – mit Erpressungen wie „Wenn du jetzt nicht vorwärts machst, lass ich Dich allein zu Hause!“ oder wenn Du keinen Hunger mehr auf Gemüse hast – tja, dann muss ich wohl in den sauren Apfel beissen und  mein UND DEIN Dessert aufessen…ist ja sonst schade drum…“ oder „Wenn ihr jetzt nicht sofort zu streiten aufhört schmeiss ich Euch hier und jetzt aus dem Auto raus..!“. Diese Qualität à la Mafiaboss kann bis ins hohe Teeniealter von überaus grossem Nutzen erweisen. 

Qualitäten als Animateur sind auch ständig gefragt. Ich finde ja, dass Kinder sich durchaus einfach mal langweilen dürfen. Schliesslich haben sie als Erwachsene auch nicht ständig einen Animateur zur Hand der sie zu sinnvollen, gesunden Freizeitbeschäftigungen drängt. Wenn es aber das x-te mal nervtötend aus dem Kinderzimmer trötet „Mamaaaa-aa – mir ist so laaa-angweeei-ilii-ig!“ – dann wird wohl ausnahmslos bei jedem das verborgene Talent als Animateur hervorgerufen – ne? Ausserdem: Ich organisiert ja dann wenigstens ein Programm, das auch einem selbst zusagt. Man darf da die Kids gar nicht nach ihrer Meinung fragen. Man muss sie einfach zwingen. Die Erfahrung zeigt: Erst wird genörgelt, weil man so ein doofes Programm mitmachen soll – dann wird genörgelt weil das Programm schon zu Ende ist.  Diese Kinderlogik ist ein immer wieder aufs Neu faszinierendes Phänomen.

Auch Qualitäten eines Krisenmanagers sind unabdingbar. Für die Kinder, wenn sie noch klein und süss sind und auch nur so kleine Problemchen haben wie ein Eis das zu Boden fällt, eine Sandburg die vom jähzornigen etwas grösseren Kevin* vernichtet worden ist, oder der schramme am Knie. (Nicht zu vergessen die allabendlichen Krisen, welche sich immer erst einstellen wenn das Kind quasi schon im Bett liegt.) Für einen selbst braucht man die Krisenmanagerqualitäten aber auch: Wenn man gerade eine Phase mit ziemlich wenig Schlaf durchmacht. Oder wenn die Kinder ein Alter erreicht haben in dem die „Problemchen“ nix mehr mit schmelzendem Eis und Sandburgen zu tun haben.

Dann natürlich die Aufgaben als Sanitäter, die da so Anfallen. Inklusive rasantem Fahrdienst in die Notaufnahme. Gab`s bei uns mal ganze drei Mal innerhalb von zwei Wochen. Mit meinem Sohnemann. Wenn man das mit den Notfällen zeitlich so konzentriert, hat das durchaus auch seine Vorteile: Man braucht keine lästigen Formulare mehr auszufüllen, weil man ja ein bekannter Gast ist…

Oh. Und dann sind da noch die Qualitäten als Koch eines fünf Sterne Restaurants, welcher jeden Tag mindestens 5 verschiedenen Menüs (und Desserts) im Petto hat. Alle gleichzeitig natürlich. Von wegen richtige Ernährung ist eine Frage der Erziehung. Ich habe drei Kinder und alle mögen was ganz anderes am liebsten. War ja klar.

Oh. Es gibt da noch so viel mehr an Qualifikationen, die es benötigt um solch winzige Menschlein gross zu kriegen. 

Aber zurück zum Candlelight-Dinner. Falls Ihr das demnächst mal vorhaben solltet um zu relaxen:
Kein schlechtes Gewissen wegen den Kindern „allein“ zu Hause. Mein Mann und ich haben uns sogar ein ganzes Wellness Weekend gegönnt. Ohne schlechtes Gewissen. Das waren unsere Glücksmomente pur diese Woche. Zu schlemmen ohne ein „das mag ich aber nicht“. Wahnsinn dass so was Banales so schön sein kann.



Ausserdem wollten die Schwiegereltern ja unbedingt die Kinder bei sich zu Besuch haben. Und mein Mann hat einen Gutschein für Wellness inkl. Dinner für zwei vom Chef geschenkt bekommen – an dem wunderbaren Ort an dem wir geheiratet haben. Da konnten wir ja wohl nicht anders – ne?



 Wir haben es genossen!
Warum auch nicht?

*Name aus Datenschutzgründen geändert.
Quelle der Fotos: Die Fotos stammen nicht von mir, sondern von unserem damaligen Hochzeitsfotografen. 




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