Stress ist auch eine Frage des Blickwinkels. Ja. Ist so.
Ich bin ja zur angehenden Minimalistin geworden, weil mein
Leben einfach viel zu gehetzt war. Von Genuss keine Spur mehr. Aber so was von
G A R K E I N G E N U S S. Und das mit drei Kindern. Also quasi auf dem besten Weg in die totale
Katastrophe.
Für Minimalismus als Stressreduktor habe ich mich
entschieden, weil man sofort damit anfangen kann. Keine Vorbereitung nötig =
keine faulen Ausreden. Man kann sofort
damit beginnen, den Stress aus dem eigenen Leben herauszubugsieren indem man
reduziert. Und zwar so ziemlich alles.
Es gibt unendlich viele Quellen von
Stress:
Die vielen Aufgaben, die man jeden Tag zu erledigen Hat. Im
Büro, zu Hause, mit den Kindern, für Freunde, Familie, Vereine.
Die Erwartungen, die alle an einen haben. Auch im Büro, zu
Hause, von den Kindern, Freunden, Familie und Vereinen.
Lärm. Auf der Baustelle. Beim Renovieren. Von kleinen
Kindern. Von grossen Kindern. Von Radio, Fernsehen und vom Nachbarn.
Ärger. Einer der übelsten Sorten von Stress. Agression ist
was ganz stressiges. Oder wie fühlt Ihr Euch, wenn ihr sauer seid? Entspannt
und luftig leicht? Wohl eher explosiv, würd‘ ich mal tippen…
Trauer. Wenn etwas schief gelaufen ist, wir jemanden verletz
haben.
Ich könnte hier noch ganz schön viel mehr aufzählen was
Stress verursacht - und wenn ihr Lust habt dürft Ihr diese Liste nach Eurem
Belieben gerne noch ergänzen. Einige dieser Stressfaktoren können wir ganz
leicht aus unserem Leben fern halten, andere wiederum lassen sich leider nicht
vermeiden.
Aber es gibt einen ganz bestimmten Stressfaktor, denn wir
nur allzu gerne vergessen, an den wir allzu oft leider gar nicht denken.
Bekommen wir diesen aber in den Griff, so kann das unser Leben schlagartig um
ein vielfaches vereinfachen. Eine Wunderwaffe sozusagen. Ich präsentiere
– TA TA-TA-TA-TAA-AA:
Unsere PERSPEKTIVE. Also UNSERE GANZ EIGENE PERSÖNLICHE
SICHTWEISE, die wir auf unser eigenes Leben und die Stressfaktoren darin
haben.
Wie erkläre ich das jetzt am besten? hmmmm – also ich
versuche es mal mit einem bildlichen Beispiel:
Guckt Euch mal alles aus der Sicht einer kleinen Babyschnecken
an (also jetzt keine eklige Nacktschnecke sondern so eine kleine süsse
Schnucklige Schnecke mit einem schön farbigen Schneckenhäuschen – meiner
kleinen Tochter gefallen die immer ganz besonders. Umso kleiner, umso mehr „Jö“-Effekt).
Also. Und jetzt begebt Ihr Euch auf Sichthöhe dieses schnuckeligen Tierchens
und denkt Euch mal genauso klein. Nun, es sieht zwar so aus, als ob das
Schneckchen gemütlich so vor sich dahinkriecht aber nö – das sieht bloss so
aus, in Wirklichkeit hat sie es total eilig und muss unbedingt irgendwo hin und
da passiert es: die Schnecke hat sich verlaufen (oder sagt man da verkrochen?)
und landet mitten vor einem rii-iesigen Häuserblock. So. Da haben wir den
Salat. Ein riesiges unüberwindbares Problem. Das ist der Blickwinkel der süssen
Schnecke. Voll der Stress.
Und jetzt gucken wir uns das Ganze mal aus einer anderen Perspektive
an: Seid ihr Euch eigentlich bewusst, dass Ihr gerade jetzt in diesem Augenblick
etwas völlig Gefährliches tut? Ja, Ihr, die Ihr gerade vor Eurem Bildschirm/Display
hockt und diesen Blog lest. Gerade jetzt saust Ihr durchs Weltall. D U R C H S W E L T A L L. SEID IHR VERRÜCKT? VON ALLEN GUTEN GEISTERN VERLASSEN? Jeder Tag
ist ein Wunder. Wir schwirren auf einem Planeten durch die unendlichen Weiten des
Weltalls. K R A S S. Guckt man vom Weltall aus auf denselben Häuserblock wie
das Schneckchen, bei dem wir vorher noch gerade gekniet haben – na was sehen
wir da? Nix. Gar nix, Da gibt es plötzlich gar keine unüberwindbar scheinenden
Hindernisse mehr.
Genauso ist das zumindest mit einigen unserer
Stressfaktoren. Durch unsere Perspektive machen wir vielleicht die
Stressfaktoren grösser als sie sind – oder was noch schlimmer ist – wir kreiren
sie durch unsere Perspektive die wir gerade innehaben womöglich sogar selbst.
Dies ist also ein Aufruf an Euch, in einer Stresssituation
auch mal eure Perspektive zu wechseln. Vielleicht hilft nämlich schon das
allein, um die Situation zumindest mal zu entschärfen – besser noch den Stress
ganz verschwinden zu lassen…
Sehr viele Dinge die uns stressen können wir entschärfen,
wenn wir sie aus einem anderen Gemütszustand oder einer anderen Perspektive her
betrachten. Das Motto heisst also, weg aus einer Perspektive die stresst und
ärgert hin zu einer Perspektive die Freude macht und unser Leben wieder in wunderschönem
Glanz erstrahlen lässt.
Ich versuche Euch hier ein Paar Beispiele zu geben:
Schneckenperspektive:
„Mensch, ich habe bei der Arbeit noch so viel zu tun, dieses und jenes hätte
ich heute auch noch schaffen sollen *stöhn*.“ Weltallperspektive: „Guckt mal was ich heute alles geschafft habe.
Diese und jene Arbeiten sind bereits erledigt, Morgen packen wir das Nächste
an. Alles immer schön Schritt für Schritt der Reihe nach.“
Schneckenperspektive:
„Och nö, es regnet und ich wollte doch dieses und jenes draussen unternehmen!“ Weltallperspektive: „Toll, es regnet. Ein Tag zum
Kuscheln und Entspannen, ins Museum/Kino gehen! Oder aber einfach mal ohne
Schirm durch den Regen rennen…!“ (müsst ihr unbedingt mal ausprobieren: ist
wahnsinnig bescheuert aber auch befreiend und beflügelnd zugleich – da kommt
mir in den Sinn: wäre ich vorher in Jogginghose und – schuhe geschlüpft, wäre
es wohl doch nicht so bescheuert gewesen – dafür aber wohl auch nur halb so
lustig ;-))
Schneckenperspektive:
„Ach nö. Mein Sohnemann kommt schon wieder mit total verdreckten
Fussballschuhen nach Hause, die neue Sporthose ist auch schon wieder zerrissen.*kreisch*.“ Weltallperspektive: „Mensch.
Mein Sohnemann hatte anscheinend Spass draussen, schön dass er was hat, das im
so sehr gefällt und dass er sich gerne draussen austobt. (Ausserdem hat er
jetzt gleich noch die Gelegenheit, zu üben, wie man denn so `ne Hose
zusammenschustert und Fussballschuhe wieder sauber kriegt – inkl. Des
Aufräumens des dabei entstehenden Chaos *zwinker*.)“
Schneckenperspektive:
„Mensch wer hat die leckeren Plätzchen alle verputzt? Ich wollte auch noch
welche haben – wie kann man bloss so rücksichtslos sein?“ Weltallperspektive: Die Plätzchen sind weg? Yeah, dann habe ich ja
einen tollen Grund um in die Küche oder in meinen Lieblingsgourmetladen etwas
neues Leckeres auszuprobieren!“ Oder: „Toll, da hat mir jemand geholfen meinem gesunden Essstil treu zu bleiben!“
Schneckenperspektive:
„Ach diese Fotos/diese Arbeit/ Präsentation/… (selber einsetzen was beliebt)
ist mir voll in die Hosen. Ach menno, wie steh ich jetzt bloss da?“ Weltallperspektive: „Okay, das ist
jetzt nicht so toll gelaufen – aber ich habe was dabei gelernt. Nächstes Mal
funktioniert es bestimmt schon besser.“
Schneckenperspektive:
„Ich bin eine Rabenmutter. Ich schicke meinen Sohn nicht zur Geigenstunde wie
die Mutti vom Klausi oder meine Töchter ins Balett wie die Mama von der Lina.
Ich verbaue meinen Kids die ganze Zukunft.“ Weltallperspektive: „Es ist toll, dass meine Kids Zeit haben, um
sich zu langweilen und sich zwischendurch auch selbst mal was einfallen zu
lassen. Ich bin verantwortungsvoll, denn ich bringe ihnen bei, nicht ständig
auf Draht zu sein und mit solchen Situationen umzugehen.“
Ich könnte ewig so weiterfahren. Ich nehme Mal an, das
Prinzip ist klar geworden: Man versucht in der Stresssituation eine Position
einzunehmen, aus der der Stress gar nicht mehr nach Stress aussieht. Das braucht am
Anfang etwas Übung, aber es klappt. Ist eine Frage des Blickwinkels.
Und hey: Natürlich ist das Ganze nicht dazu gedacht um sich
vor allen Arbeiten und Verpflichtungen zu drücken! Ne, ne, ne, ne, neee – so ist
das nicht gemeint. Aber ich gehe da jetzt mal vom durchschnittlichen gesunden
Menschenverstand aus. Das soll nämlich auf Situationen angewendet werden, die
Euch stressen, bei anderer Betrachtungsweise aber vielleicht gar nicht
unbedingt stressen müssten.
Ausserdem ist so ein Perspektivenwechsel nur dann erlaubt,
wenn er keiner anderen Person schadet oder gar Stress einbringt. Unter gar
keinen Umständen. (Zum Beispiel von weiter oben: Mein Sohnemann hat lieber den Stress vom selber Schuhe
putzen als eine Schimpftirade in Kauf zu nehmen).
Ich will Euch hier einfach dazu anregen, für Euch zu
überprüfen, ob ihr die stressigen Situationen in Eurem Leben mit der passenden
Lockerheit angeht. Probiert es einfach mal aus, diese andere Perspektive. Es
mag nicht für alles passend sein – aber sicher für so manches.
So hart das jetzt ist: Ihr seid nicht unabkömmlich. Würdet
Ihr von heute auf Morgen krank werden und könntet all Euren vermeintlich
unvermeidbaren Pflichten nicht nachgehen – unsere Welt würde weiterhin ihre
Runden durchs Weltall fliegen, und unsere Liebsten oder unser Chef käme auch
ohne uns aus. Warum also nicht weniger herumstressen ohne vorher krank zu
werden?
Macht zwischendurch Mal Pause, und geniesst Euren Flug durch
den
Weltraum, am besten gleich jetzt!
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